Die Seele zum Klingen bringen Während ich durch die verwinkelten Gassen dieses mittelalterlichen Städtchens wandelte, drang eine leise Melodie in mein Ohr. Sie war zart und fein, schön und ungeheuer verletzlich. Ich blieb stehen und schaute mich um, aber ihre Quelle fand ich nicht. So ging ich weiter, im Geiste der Melodie folgend. Er berührte mich zutiefst, dieser feine Klang eines Instruments, das ich gar nicht zu erkennen vermochte. Mir schien, es war ein altes, voller Geschichte und in der Gegenwart kaum noch existent. Doch die Saiten dieses Instruments brachten so mannigfaltige Töne heraus, dass ich immer wieder stehen blieb und mich neu am Klang orientierte. Etwas ließ mich schon jetzt ahnen, dass ich den Ursprung nicht finden würde. Plötzlich verstummte die Melodie, gefangen blieb ich stehen und wartete. Eine neue setzte ein, diesmal war der Klang ein verwandter und dennoch ein anderer, aber nicht minder schön. Ich erkannte die zarte Verletzlichkeit einer Geige, die ebenso voller Kraft erklingen konnte. Ich liebte dieses Instrument, das so filigran gearbeitet war, dessen Holz so wunderbar geschwungen einen perfekten Klangkörper bildete. Ich dachte an die alten Meister, deren Namen so groß und klingend waren wie die Geigen, die sie bauten. Deren Seelen noch heute auf den Bühnen der Welt erklingen, wenn ihre Meisterwerke von ebenso virtuosen Künstlern gespielt werden. Ich sah mich um in den mittelalterlichen Gassen dieser Stadt und wusste, auch hier hatten viele Meister ihren Instrumenten eine Seele gegeben. Es passte alles so wunderbar: das Filigrane, das Verwinkelte der Gassen, die feinen Fassaden der Häuser, das wertvolle Holz, das sich in den anliegenden Wäldern verbarg, der Anschluss an die Handelsstraße nach Süden. Und ich begriff, ich würde den Ursprung der Melodie, die ich hörte, nicht finden. Es waren einfach die Seelen der Instrumente, die hier entstanden sind und deren Klang noch immer über den Gassen der Stadt lag.
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